Mit einem Rückgang von knapp 12 Prozent seit Jahresanfang gehört die Aktie des Sportartikelherstellers adidas in diesem Jahr zu den schwächeren Werten im deutschen Leitindex DAX. Die Zahlen zum ersten Quartal fielen zwar recht überzeugend aus, doch lastet die unklare US-Zollpolitik auf dem Aktienkurs. In wenigen Tagen läuft jedoch der von US-Präsident Donald Trump gewährte Aufschub für seine Anfang April bekannt gegebenen Zollpläne aus. Kann die Europäische Union (EU) mit den USA ein für beide Seiten gutes Handelsabkommen schliessen, könnte viel Unsicherheit aus dem Markt weichen, wovon auch das adidas-Papier profitieren dürfte.
Der EU drohen Zölle auf in die USA exportierte Waren in Höhe von 50 Prozent, sollten sich beide Volkswirtschaften nicht bis zum 9. Juli auf ein Handelsabkommen einigen. Die unklare Zollpolitik der USA war der einzige Grund, warum adidas seine Prognosen für das Gesamtjahr im Anschluss an die Präsentation der Zahlen für das erste Geschäftsquartal nicht anhob, zumindest nach Aussage von adidas-Chef Bjørn Gulden.
Der Herzogenauracher Sportartikelhersteller steigerte seine Umsätze von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr um 12.7 Prozent auf 6.15 Milliarden Euro. adidas erzielte dabei in allen Märkten und allen Vertriebskanälen ein zweistelliges Wachstum. Das Bruttoergebnis kletterte um 14.6 Prozent auf 3.21 Milliarden Euro, womit sich die Bruttomarge um 0.9 Prozentpunkte auf 52.1 Prozent verbesserte. Das Betriebsergebnis kletterte um 81.7 Prozent auf 610 Millionen Euro, womit sich die operative Marge um 3.8 Prozentpunkte auf 9.9 Prozent verbesserte. Der Nettogewinn konnte um mehr als 150 Prozent auf 429 Millionen Euro verbessert werden.
„In einer ‚normalen Welt‘ hätten wir mit diesem starken Quartal, dem soliden Auftragsbestand und der insgesamt sehr positiven Stimmung gegenüber adidas unseren Ausblick für das Gesamtjahr sowohl für den Umsatz als auch für das Betriebsergebnis angehoben, jedoch verhindert die Unsicherheit hinsichtlich der US-Zölle dies im Moment“, sagte Konzernchef Bjørn Gulden bei der Bilanzvorlage.
Wette auf einen guten Handelsdeal
Ein direkter Vergleich mit dem US-Branchenprimus Nike ist zwar schwer, da der US-Konzern zeitlich völlig anders bilanziert, doch kann man beide Sportartikelhersteller dennoch grob miteinander vergleichen. Nike meldete erst vor wenigen Tagen seine Zahlen für das vierte Quartal des Geschäftsjahrs 2024/25 (1. März bis 31. Mai). Der US-Konkurrent konnte die Markterwartungen zwar schlagen, doch meldeten im Gegensatz zum ersten Quartal von adidas (1. Januar bis 31. März) alle Geschäftsbereiche des Unternehmens Umsatzrückgänge, unabhängig von Vertriebskanal, Marke, Produktkategorie oder Region. Besonders besorgniserregend waren die Umsatzrückgänge in Nordamerika (-9 Prozent), Europa, Afrika und dem Nahen Osten (-10 Prozent), China (-13 Prozent) sowie im übrigen Ausland (-7 Prozent). Die operativen Margen brachen in allen Segmenten kräftig ein.
Viele Analysten sagen nicht zu Unrecht, dass adidas aktuell das grundsätzlich bessere Unternehmen sei. Dies unterstrichen in einer neuen Studie heute auch die Analysten der Schweizer Grossbank UBS, die ihre Kaufempfehlung für die adidas-Aktie bekräftigten.
An der derzeit besseren Geschäftsentwicklung bei adidas dürften auch mögliche neue Zollschranken wenig ändern, denn sowohl adidas als auch Nike lassen ihre Produkte vorwiegend im asiatischen Raum herstellen und wären somit beide von neuen US-Zöllen betroffen. Können sich die USA und die EU jedoch auf einen guten Handelsdeal einigen, würde sehr viel Unsicherheit aus dem Markt weichen. Die adidas-Aktie könnte zu einer Erholung ansetzen, die mit einer möglichen Prognose-Erhöhung seitens adidas sogar recht dynamisch verlaufen könnte