Die vergangenen Tage verliefen für den Unterhaltungsriesen Disney überaus ereignisreich. Zunächst stellte US-Präsident Donald Trump neue Zölle für nicht in den USA produzierte Filme in Aussicht, worauf einige Streaming-Anbieter verschnupft reagierten. Doch gestern legte Disney nicht nur sehr starke Zahlen für das zurückliegende Quartal vor, der Unterhaltungskonzern nahm auch sehr viel Unsicherheit vom Markt, indem er seine Gewinnprognose für das laufende Quartal erhöhte.
Die Aktie der Walt Disney Company (kurz Disney) sprang gestern um 9,92 US-Dollar oder 10,76 Prozent auf 102,09 Dollar nach oben. Der Unterhaltungsriese konnte mit der Vorlage seiner Zahlen zum abgelaufenen Quartal (bei Disney das zweite Quartal des Geschäftsjahrs 2024/25) vollends überzeugen. Disney steigerte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf 23,62 Milliarden Dollar. Der Gewinn konnte kräftig auf 3,09 Milliarden Dollar verbessert werden, nachdem im Vorjahr lediglich ein Plus von 657 Millionen Dollar erwirtschaftet wurde. Überzeugend war auch der Kundenzuwachs im Streaming-Segment Disney+. Der Unterhaltungskonzern steigerte die Zahl der Abonnenten hier im vergangenen Quartal um 1,4 Millionen auf insgesamt 126 Millionen. Im Vorquartal war die Zahl der Abonnenten noch um rund 700.000 zurückgegangen.
Freudig aufgenommen wurde auch die Entwicklung der Freizeitparks. Trotz Inflation und Rezessionsängsten scheint die Reiselust der Menschen ungebrochen – der operative Gewinn in diesem Segment wuchs im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar.
Doch die eigentliche Überraschung war die Erhöhung der Gewinnprognose für das Gesamtjahr. US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende erneut den Zoll-Hammer ausgepackt und Zölle in Höhe von 100 Prozent auf nicht in den USA produzierte Filme in Aussicht gestellt. Manch einer hatte möglicherweise erwartet, dass sich Disney bei seinen Prognosen daher etwas vorsichtiger zeigen könnte. Doch weit gefehlt – der Konzern erhöhte seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr von 5,30 auf 5,75 Dollar je Aktie.
Gründe dafür gibt es scheinbar zur Genüge. So sind die Freizeitparks für das dritte Quartal bereits zu 80 Prozent ausgebucht. Und die Buchungen für das vierte Quartal liegen bereits 7 Prozent über dem Vorjahreswert. Dann steht mit der Realverfilmung des Klassikers „Lilo & Stitch“ bereits der nächste Kassenschlager in den Startlöchern. Der Film kommt im Mai in die Kinos und könnte mehr als eine Milliarde Dollar einspielen. Hinzu kommt ein gewaltiges Merchandising-Potenzial. Analysten glauben auch, dass der Film zahlreiche neue Abonnenten für den Streaming-Dienst Disney+ anlocken könnte.
Langfristiges Potenzial verspricht zudem die geplante Expansion nach Abu Dhabi. Erstmals wird ein Disney-Park vollständig von einem Dritten finanziert – Disney selbst kassiert jedoch künftig mit. Die strategische Lage am Kreuzungspunkt Asiens, Afrikas und Europas birgt riesiges Potenzial. Die Fertigstellung des Parks dürfte noch einige Jahre dauern, könnte jedoch schneller erfolgen als bisher kolportiert.
Alles im Allem bietet sich bei Disney eine gesunde Mischung aus kurzfristigem und langfristigem Potenzial. Auch wenn das Marktverhalten angesichts der unkalkulierbaren Handelspolitik des US-Präsidenten schwer vorherzusagen ist, könnte sich ein Einstieg bei der Disney-Aktie und mittel- bis langfristigen Aspekten durchaus lohnen.
Charttechnisch könnte der Sprung über das Verlaufshoch vom 26. März bei 102,27 US-Dollar unmittelbar bevorstehen – gestern kletterte die Aktie bereits bis auf 103,31 Dollar, ehe leichte Gewinnmitnahmen einsetzten. Die aktuell bei 95,65 Dollar verlaufende 50-Tage-Linie und die aktuell bei 100,04 Dollar verlaufende 200-Tage-Linie konnten jedoch bereits übersprungen werden, womit sich das Chartbild gravierend aufgehellt hat. Die nächste Hürde würde dann am Januar-Tief bei 106,16 Dollar warten, ehe sich Kurspotenzial bis zum März-Hoch bei 115,55 Dollar eröffnen würde. Übergeordnet könnte auch das Dezember-Hoch bei 118,63 Dollar ein mögliches Anlaufziel sein.